Ghetto (Getto) Lodz (Litzmannstadt) 1939 - 1945, Deutsche Besetzung Polens
Los 10250 der 9. Gärtner-Auktion vom 18. – 21.02.2009
Entstehungsgeschichte zur Sammlung
Der Grundstein für diese bedeutende Sammlung wurde gelegt, als der Sammler von einem polnischen Freund einige Belege aus dem Ghetto Litzmannstadt geschenkt bekam. Inspiriert von der Geschichte begann der Sammler sich mit dem Thema zu befassen. Einige Jahre danach wurde ihm von Herrn Eugen Ihle dessen „wissenschaftliche Sammlung“ zum selben Thema angeboten. Da Herr Ihle in Lodz (später Litzmannstadt) gelebt hat, auch während der Ghetto-Jahre, interessierte er sich als Philatelist und Sammler für alle Zeitzeugnisse und Belege ab der ersten Stunde (1824), die die Stadt betrafen. Sämtliche postalischen Ereignisse, aber auch andere, mit Zeitungsausschnitten und Daten unterlegt kamen so zu dieser Sammlung hinzu.Durch weitere Recherchen ist die Sammlung bis heute auf ca. 1200 Belege angewachsen.
Sie gilt als die weltweit größte Sammlung zum Thema „Ghetto Litzmannstadt“.Unterstützend mitgewirkt haben Historiker, Institutionen, Sammlerfreunde und zahlreiche Privatpersonen von denen einige besonders erwähnt werden sollten:Angefangen natürlich mit Herrn Eugen Ihle (Köln), als Informator für die Grundlage der Sammlung, weiterhin Herr Jerzy Tokar (Lodz), als Fachmann für den gesamten „Markenteil“, der bereits kurz nach dem Krieg hierüber diverse Aufsätze geschrieben hat. Die als Raritäten zu bezeichnenden Marken sind teilweise Unikate und in der Literatur als Unterlagen erwähnt.
Der gesamte Bestand von Ghetto-Geld stammt von Herrn Stanislaw Bulkiewiez (Warschau).
Durch die Berichte eines Augenzeugen, Herrn Nachmann Zonabend (Stockholm) kamen weitere wichtige Einblicke und Erkenntnisse hinzu. Herr Zonabend war vom ersten bis zum letzten Tag im Ghetto inhaftiert und gehörte zu den letzten Menschen im sogenannten „Aufräumumgskommando“ des Ghettos.
Nach dem Krieg war er Mitglied der historischen Kommission zur Ergründung der Geschehnisse.Ein weiterer wichtiger Zeitzeuge war Herr Dr. Premyslaw Mnichowski (Gründberg), der als Staatsanwalt die Prozesse gegen die deutsche Ghettoverwaltung geführt hat.Alle Mitbeteiligten und Institute bürgen für die Echtheit der Dokumente.
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GHETTOPOST: Das Ghetto LODZ-LITZMANNSTADT 1940-1945 war eines der größten Judenghettos des Dritten Reiches. Es diente, wie auch die Ghettos in Warschau und Krakau, als Zwischenstation jüdischer Bürger vor der Deportation in die Vernichtungslager Kulmhof, Sobibor, Auschwitz, Majdanek und Treblinka.
Die Grundsammlung Band 1 bis 19 (mit Unternummern; insges. 25 Bände) entstand nach dem Wissen und den Erlebnissen von Eugen Ihle, der als Deutscher an den Geschehnissen im Ghetto teilgenommen hat. Weitere Informationen stammen vom Lodzer Jerzy Tokar (ein Sammler der ersten Stunde) und von Nachman Zonabend, der während der ganzen Zeit im Ghetto inhaftiert war und dem Ghetto-Aufräumungskommando angehörte. Wichtige Informationen lieferte auch der poln. Staatsanwalt Dr. P. Mnichowski, der die Nachkriegsprozesse gegen die deutsche Ghettoverwaltung geführt hat. Die enthaltenen Banknoten und Münzen entstammen der Sammlung Bulkiewiez.
Dazu kommen 5 Bände mit Belegen und Materialien zu einer Vielzahl von weiteren Ghettos in Polen sowie 2 Bände mit Belegen speziell für das Warschauer Ghetto.
Nachfolgend eine Aufstellung über die wesentlichen Inhalte der einzelnen Bände:
Band 1: GHETTO-GEOGRAPHIE (Lagepläne, Fotografien sowie frühe Belege und Dokumente bis zur Errichtung des Ghettos);
Band 2: Aufbau der GHETTO-POSTABTEILUNG, dabei PROBE-ABSCHLÄGE von geplanten, aber nicht verwendeten Stempeln (des „Aeltesten der Juden”) und eine Vielzahl von Formularen und Formblättern;
Bände 3, 3a, 3b: INTERNATIONALER POSTVERKEHR, Belege aus der Zeit vor Schließung des Ghettos (1.Mai.1940), während der Postsperren (betraf Post aus dem Ghetto) und innerhalb des Ghettos. Band 3 enthält den Originalbeleg zur UMBENENNUNG DER STADT LODZ IN LITZMANNSTADT am 11.4.1940 mit Sonderstempel und Original-Unterschriften des Gauleiters (Greiser) und des Regierungspräsidenten (Uebelhoer).
Band 4: DOKUMENTE und Belege aus dem GHETTO-ALLTAG zu wirtschaftlichen Belangen und verwaltungstechnischen Angelegenheiten.
Band 5: TELEGRAMME und PAKETSENDUNGEN: Familienangelegenheiten, Transportfragen sowie Zollaufschubscheine;
Bände 6 und 7: GELD- und ZAHLUNGSVERKEHR: Postkarten mit Bitten um Geld-, Zahlungs- und Empfangsbestätigungen sowie Einlieferungsscheine (Postanweissungen);
Bände 8 und 8a bis 8d: Beinhalten eine enzyklopädisch angelegte Sammlung von Selbstzensur-Stempeln und Prüfziffern in allen Variationen: Freigabestpl., Ziffernstpl., Beanstandungsstpl., Andreaskreuzstpl., Absenderstpl. usw. auf den entspr. Belegen;
Band 9: Dokumentiert die Zeit der ZWEITEN POSTSPERRE (5.1.42 bis 8.5.44) für Post in das Ghetto bzw. aus dem Ghetto;
Band 10: Behandelt den Abschnitt nach AUFHEBUNG der zweiten Postsperre (9.5.44) bis zur LIQUIDIERUNG des Ghettos mit Belegen und sonstigen Dukumenten;
Band 11: Enthält die MARKENAUSGABEN und GANZSACHEN der Judenpost, spezifiziert nach Muster/Typen, mit ESSAYS, PROBEN und KOMPLETTE BOGEN, etliches geprüft (BPP-Fotoatteste), dabei eine Vielzahl SEHR SELTENER Stücke bis hin zu ausgesprochenen RARITÄTEN und UNIKATEN;
Band 12: Bringt sog. „MARK-QUITTUNGEN” (ausgegeben von der Ghettopost) zur Aufrecherhaltung des Zahlungsverkehrs;
Bände 13 bis 15: Enthalten BANKNOTEN und MÜNZEN (Ghettogeld);
Bände 16 bis 18: Dokumentieren in einer Vielzahl von Belegen und Dokumenten das REICHS-AUTOBAHN-BAU (R.A.B.) LAGER als Zwangsarbeitslager für Juden aus dem Ghetto Lodz;
Band 19: Enthält eine Sammlung von TALONS für Lebensmittel, Apotheke, Bekleidung, Kohlen, Kolonialwaren u.a.;
Die 5 Bände „GHETTOS IN POLEN” umfassen eine Vielzahl Ghettos von „Belchatow" bis „Zelechow” mit Belegen und sonstigen Dokumenten (Landkarten).
Das „WAESCHAUER GHETTO” wird in 2 Bänden umfassend dokumentiert mit Belegen aller Art (Briefe, Karten, Gansachen, Paketkarten etc.) sowie sonstigen Dukumenten.
Zusammenfassend ist auszuführen, dass die Sammlung SELTENES MATERIAL in einer Fülle bietet, die ihresgleichen nicht ein zweites mal finden dürfte. Hierzu gehören u.a. Belege aus der Zeit nach Schließung des Ghettos, Belege aus dem Arbeitseinsatz, ein- und ausgehende Telegramme, Paketsendungen aus dem Ausland und Zollnachweise, Lebenszeichen aus dem Ghetto, Vordrucke der Ghetto-Druckerei u.v.m.
Die Sammlung wurde in vielen Museen des In- und Auslandes unter posthistorischen und allgemein informativen Aspekten ausgestellt. Aufgrund ihrer wichtigen und oft einmaligen Dokumente wird die Sammlung als die größte und beste ihrer Art zum Thema Ghetto Litzmannstadt angesehen. (K4)
>>>>> http://www.japhila.cz/hof/0476/index0476a.htm
Milan Cernik